KI im Realitätscheck: stolpern, experimentieren, beobachten
Im August 2024 machte Klarna Schlagzeilen: Die Hälfte der Kundenservice-Mitarbeitenden wurde entlassen – weil KI „effizienter“ sei. Nur neun Monate später folgte die Ernüchterung: Die neuen KI-Systeme liefern nicht, was versprochen wurde. Jetzt holt Klarna wieder mehr menschliche Mitarbeitende zurück ins Boot.
Ist es wie bei jeder anderen technischen Revolution? Ein Hin und Her zwischen Euphorie und Realität, zwischen Übertreibung und Ernüchterung?
Shopify geht aktuell einen anderen Weg. CEO Tobi Lütke spricht offen von „Hire AI, not humans“ – es scheint nicht um reine Einsparung zu gehen. Etabliert sich dort ganz real eine neue Arbeitskultur, in der von Mitarbeitenden der produktive Umgang mit KI zur Grundanforderung gehört? Mitarbeitende sollen KI in jedem Projekt mitdenken, ihr Wissen aktiv teilen und sich kontinuierlich verbessern. Es ist ein experimenteller, technologieoffener Ansatz, der auf Eigenverantwortung setzt – kein Rezept für alle, aber ein spannender Weg für Organisationen im Wandel.
Und was sagt die Forschung?
Eine neue Studie von MIT-Forscher Erik Brynjolfsson zeigt: Die große Disruption bleibt bislang aus. KI verändert die Arbeitswelt nicht abrupt, sondern in kleinen, aber spürbaren Schritten. In Regionen und Branchen mit hoher „LLM-Exponiertheit“ steigen Beschäftigung, Löhne und Gründungsaktivitäten leicht an – dort, wo KI gezielt und sinnvoll integriert wird. Entscheidend ist: Es handelt sich nicht um technologische Selbstläufer, sondern um Effekte, die stark vom menschlichen Umgang mit KI abhängen – also davon, wie bewusst und strategisch sie eingesetzt wird.
Also: Die Wirkung von KI beginnt erst. Und sie entfaltet sich nicht in Entlassungswellen, sondern in Strukturveränderungen. Wer heute investiert – in Kompetenzen, Prozesse und strategisches Verständnis –, legt die Basis für künftigen Erfolg. Wer KI nur als Sparprogramm sieht, riskiert Rückschritte. Wer sie als Hebel für Produktivität, Kreativität und Innovation nutzt, wird langfristig profitieren.
https://www.golem.de/news/wende-beim-kundensupport-klarna-hat-jetzt-ki-kater-2505-196076.html